K-Tipp (1/2021) – Das wissen Google & Co. über Sie
Die vier Internetgiganten sammeln viel mehr persönliche Daten, als man meint. Das zeigen die vom K-Tipp eingesehenen Daten zweier Redaktorinnen.
Ursula Sury ist Professorin für Datenschutzrecht an der Hochschule Luzern. Sie warnt: Viele Leute seien der Meinung, sie hätten nichts zu verbergen und darum von der Datensammelwut von Google & Co. nichts zu befürchten. «Sie müssen sich aber bewusst sein, dass sie einfach ihre Persönlichkeit verschenken.» Das könne zu gravierenden Problemen führen: «Die Unternehmen kategorisieren die Leute aufgrund der erhobenen Daten und ziehen teils falsche Schlüsse.» So könne es passieren, dass jemand plötzlich nicht mehr als kreditwürdig gelte. Zudem würden viele persönliche Daten verkauft – oder auf Verlangen staatlichen Behörden herausgegeben.
Eine K-Tipp-Redaktorin hat bei Google eine E- Mail-Adresse und nutzt diverse Dienste der US-Firma. Sie forderte von Google Einsicht in die über sie gespeicherten Daten.
Google lieferte per Mail über 40 Ordner mit teilweise mehreren Dateien. Viele dieser Informationen stammen von den Aktivitäten der Redaktorin auf ihrem Smartphone und Computer. Beispiele:
«8.12.2020, 14.04 Uhr, App H & M, angesehen: Advent 10 % auf einen Sale-Einkauf.»
«9.12.2020, 23.04 Uhr, App Booking, verwendet: Unterkünfte in Wildhaus.»
«10.12.2020, 20.35 Uhr, App Twint: Winterhilfe Schweiz, Twint-Spenden aufgerufen.»
Je nach Tag finden sich mehrere Dutzend Einträge. Wurde die Spracherkennung Google Assistant benutzt, sind auch die Fragen der Redaktorin gespeichert. Google weiss auch, welche Videos die Redaktorin auf Youtube angeschaut hat: «10.12., 13.20 Uhr, Youtube, 9 praktische Lifehacks.»
Google kann auf allen Android-Handys auch den Standort ermitteln – und so einen Tagesverlauf und die zurückgelegten Wege inklusive Verkehrsmitteln minuziös nachzeichnen: 7.32 Uhr zu Hause. Auch Besuche in Arztpraxen werden erfasst: «17.25 bis 17.54, Permanence, Hauptbahnhof Zürich.»
In den Daten findet sich eine Liste von Themen, für die sich die Redaktorin interessiert. Auch das vermutete Alter sowie Informationen zur Familiensituation sind gespeichert.