K-Tipp (1/2021) – Das wissen Google & Co. über Sie

Website: FMS Lernplattform
Kurs: Digitale Medien (SJ 2023/24)
Buch: K-Tipp (1/2021) – Das wissen Google & Co. über Sie
Gedruckt von: Gast
Datum: Donnerstag, 18. Dezember 2025, 03:45

Beschreibung

Die vier Internetgiganten sammeln viel mehr persönliche Daten, als man meint. Das zeigen die vom K-Tipp eingesehenen Daten zweier Redaktorinnen.

Ursula Sury ist Professorin für Datenschutzrecht an der Hochschule Luzern. Sie warnt: Viele Leute seien der Meinung, sie hätten nichts zu verbergen und darum von der Datensammelwut von ​Google & Co. nichts zu befürchten. «Sie müssen sich aber bewusst sein, dass sie einfach ihre Persönlichkeit verschenken.» Das könne zu gravierenden Problemen führen: «Die Unternehmen kategorisieren die Leute aufgrund der erhobenen Daten und ziehen teils falsche Schlüsse.» So könne es passieren, dass jemand plötzlich nicht mehr als kreditwürdig gelte. Zudem würden viele persönliche Daten verkauft – oder auf Verlangen staatlichen Behörden herausgegeben.

Google

Eine K-Tipp-Redaktorin hat bei Google eine E- Mail-Adresse und nutzt ​diverse Dienste der US-​Firma. Sie forderte von Google Einsicht in die über sie gespeicherten Daten.

Google lieferte per Mail über 40 Ordner mit teil​weise mehreren Dateien. Viele dieser Informationen stammen von den Aktivitäten der Redaktorin auf ​ihrem Smartphone und Computer. Beispiele:

«8.12.2020, 14.04 Uhr, App H & M, angesehen: Advent 10 % auf einen Sale-​Einkauf.»
«9.12.2020, 23.04 Uhr, App Booking, verwendet: Unterkünfte in Wildhaus.»
«10.12.2020, 20.35 Uhr, App Twint: Winterhilfe Schweiz, Twint-Spenden aufgerufen.»

Je nach Tag finden sich mehrere Dutzend Einträge. Wurde die Spracherkennung Google Assistant benutzt, sind auch die Fragen der Redaktorin gespeichert. Google weiss auch, welche Videos die Redaktorin auf Youtube angeschaut hat: «10.12., 13.20 Uhr, Youtube, 9 praktische Lifehacks.»

Google kann auf allen Android-Handys auch den Standort ermitteln – und so einen Tagesverlauf und die zurückgelegten Wege inklusive Verkehrsmitteln minuziös nachzeichnen: 7.32 Uhr zu Hause. Auch Besuche in Arztpraxen werden erfasst: «17.25 bis 17.54, Permanence, Hauptbahnhof Zürich.»

In den Daten findet sich eine Liste von Themen, für die sich die Redaktorin interessiert. Auch das vermutete Alter sowie Informationen zur Familiensituation sind gespeichert.

Einstellungen

➜ Wie kann ich meine Daten anfordern?

Unter https://takeout.google.com können Sie die gespeicherten Daten anfordern.

➜ Welche Einstellungen sind empfehlenswert?

  • Loggen Sie sich mit ihrem Google Konto-ein, dazu hier klicken.
  • Wählen Sie «Daten und Personalisierung verwalten», dazu hier klicken.
  • Pausieren Sie Web- und App-Aktivitäten, Standortverlauf und Youtube-Verlauf.
  •  Gehen Sie nun zu «Aktivitäten verwalten» (hier klicken) und wählen Sie «löschen» und dann «gesamte Zeit». 
  • Der Standortverlauf (hier klicken) lässt sich mittels des Papierkorbsymbols (unten rechts) löschen. 
  • Bei den Einstellungen für Werbung (hier klicken) können Sie personalisierte Werbung deaktivieren. 

Grundsätzlich gilt: Loggen Sie sich stets aus dem Google-Konto aus, wenn Sie die Dienste nicht mehr brauchen.

Facebook

Bei der US-Internetplattform Facebook umfasst der gelieferte Datensatz der Nutzerin 30 Ordner mit teilweise mehreren Hundert Dateien. Auch Facebook weiss vieles über die Redaktorin. Beispiele:

Facebook speichert, welche Videos die Frau anschaut und wie lange: «12.8.2020, 17.42: ‹The Stay At Home Chefs Video›. Wo du aufgehört hast: 211 Sekunden.»

Facebook weiss auch, für welche Veranstaltungen sich die Redaktorin inte​ressiert: «24.2.2020: ​Island: Multivision Film- und Fotoreportage; 26.6.2020: Podium zum Tag der Frau.»

Wie Google erstellt auch Facebook eine Liste mit den Interessensgebieten der Redaktorin. Mehrere Hundert Begriffe sind aufgeführt – von «Aperitif» über «Nachhaltigkeit» bis «Zeitungen».

Die gelieferten Daten enthalten auch einen Ordner «Aktivitäten ausserhalb von Facebook». Er umfasst rund 300 Dateien, in denen Internet- oder App-Aktivitäten der Nutzerin aufgezeichnet sind, die nichts mit Facebook zu tun haben. Auf der Liste befinden sich persönliche Daten zu Spotify, Airbnb, Coop, Migros, Aldi, Lidl, Edelweiss Air, TCS, UBS, Sunrise, NZZ, «Tages-Anzeiger» und vielen weiteren mehr. Facebook weiss, wann die entsprechenden Internetseiten oder Apps aufgerufen wurden, ob die Nutzerin einen Kauf tätigte oder die Werbung anschaute.

Hintergrund: Facebook kennt diese Informationen, weil die Firmen Analysewerkzeuge nutzen, die Facebook kostenlos zur Verfügung stellt. Im Gegenzug erhält der US- Konzern Zugang zu den Daten.

Einstellungen

➜ Wie kann ich meine Daten anfordern?

Loggen Sie sich mit Ihrem Facebook-Konto ein und rufen Sie www.facebook.com/your_information auf. Es folgt eine Übersicht aller Daten. Auf Wunsch können Sie eine Kopie der Daten herunterladen (hier klicken).

➜ Welche Einstellungen sind empfehlenswert?

  • Rufen Sie nach dem Einloggen «Deine Facebook-Informationen» (hier klicken) auf und löschen Sie dort alle Aktivitäten, die Sie nicht mit ihrem Konto verknüpft haben wollen. 
  • Unter «Aktivitäten ausserhalb von Facebook ansehen und verwalten» (hier klicken) können Sie den Verlauf entfernen, aber auch künftige Aktivitäten ausserhalb von Facebook verwalten. Dazu einfach den entsprechenden Schieber nach links ziehen. Facebook teilt zwar mit, man erhalte weiterhin Informationen du den Aktivitäten von Unternehmen, mit denen man interagiere. Sie würden jedoch nicht mehr mit dem Konto verknüpft. 

Zudem wichtig: Loggen Sie sich stets aus Facebook aus, wenn Sie Facebook beenden. Sonst machen Sie es Facebook sehr einfach, Sie auf externen Portalen wieder­zuerkennen.

Apple

Die US-Firma Apple ​lieferte auf Anfrage einer K-Tipp-Redaktorin 30 Ordner mit mehreren Unterordnern.

Fazit: Auch Apple speichert intimste Informationen aus dem Alltag der Redaktorin. Beispiele:

Apple kennt zum Beispiel die Einkaufsliste der K-Tipp-Redaktorin. In den von Apple gelieferten Daten steht: «Tomate, Aubergine, Milch, Obst und Nüsse.»

Apple weiss, wofür sich die Redaktorin kulturell interessiert – etwa für die Rote Fabrik in Zürich oder das Theater Neumarkt.

Gespeichert wird auch alles, was im App-Store gekauft oder geladen ​wurde: etwa die Uber-App, UBS Mobile Banking, die Swiss Covid App.

Apple weiss auch, welche Computerspiele die Frau hat und wann sie spielt: «‹Redecor – Home Design Makeover›, last played 19.12.2020, 15.57 Uhr.»

Und bei jedem Foto, das die Redaktorin gemacht hat, ist aufgezeichnet, welche Kamera sie verwendete und wo es aufgenommen wurde: «iPhone 11, Glattpark.»

Einstellungen

➜ Wie kann ich meine Daten anfordern?

Melden Sie sich unter privacy.apple.com mit ihrer Apple-ID an und wählen Sie «Kopien ihrer Daten anfordern.» Das Erinnerungsmail, dass die Daten nun da sind, ist in mehreren Tests nicht angekommen, daher einfach gelegentlich wieder auf der Seite einloggen. Sind die Daten da, findet sich auf der Seite eine Nachricht «Dein Download steht bereit».

➜ Welche Einstellungen sind empfehlenswert?

  • Tippen Sie auf ihrem Apple-Gerät auf «Einstellungen» und dann «iCloud». Unter dem Titel «Speicher» wird der verbrauchte Platz im iCloud-Internetspeicher angezeigt. Schalten Sie alle nicht benötigten Apps aus. 
  • Anschliessend zu «Einstellungen» ➜ «Datenschutz» navigieren. Hier sieht man in einer Liste alle privaten Daten und Sensoren, auf die Apps zugreifen können. 
  • Unter «Ortungsdienste» auf «Standort teilen» tippen und ausschalten. Dann ganz nach unten scrollen und Systemdienste anwählen. Auch hier alle nicht benötigten Funktionen ausschalten. Das gilt insbesondere für «Ortsabhängige Apple Ads» und die Punkte unter dem Titel «Produkteverbesserungen».

Amazon

Auch beim US-Internethändler Amazon umfassen die gelieferten Daten an die K-Tipp- Redaktorin mit einem Amazon-Konto mehr als 50 Ordner. Neben naheliegenden Informationen zu den bei Amazon getätigten Käufen und Suchläufen speichert die Firma aber auch weitere Informationen. Beispiele:

Amazon weiss, welche Geräte die Kundin benutzte und sogar, ob sie noch aktiv sind.

Amazon kennt sich auch bei der Lektüre der Redaktorin aus. So wird gespeichert, welche Seiten sie bei E-Books auf dem Web​reader angeschaut hat: «Seiten 22–23, 33–37, 43».

Persönliche Daten geben die Kunden dem Konzern auch preis, wenn sie den in Amazon- Lautsprechern eingebauten Sprach​assistenten Alexa verwenden. In der Schweiz kann die dazu nötige App noch nicht heruntergeladen werden – anders in Deutschland und Österreich. Befehle, welche die Nutzer Alexa ​erteilen, werden auf unbegrenzte Zeit gespeichert. Beispiel: «Today at 7.32: ‹Setze Brot auf die Einkaufsliste›». Wenig später: «Alexa, erinnere mich daran, am Freitag um 10 Uhr morgens: Frau Müller anrufen.»

Damit Alexa funktioniert, müssen die Mikrofone im Lautsprecher immer an​geschaltet sein. Der Sprachassistent wird so zu einem Abhörgerät.

Aus den USA ist der Fall eines Paares bekannt, bei dem Alexa ein privates Gespräch an eine Person aus deren Handy-Kontaktliste schickte. Bekannt ist auch, dass Amazon-Angestellte teilweise Sprachaufzeichnungen schriftlich festhalten.

Einstellungen

➜ Wie kann ich meine Daten anfordern?

Loggen Sie sich auf Amazon ein und gehen Sie zu «Fordern Sie Ihre persönlichen Informationen an» (hier klicken). Wählen Sie «Alle Ihre Daten anfordern» und senden Sie die Anfrage.  

➜ Welche Einstellungen sind empfehlenswert?

  • Unter «Kundenservice»  «Datenschutz» lassen sich für Alexa-Besitzer «Datenschutzeinstellungen für digitale Inhalte und Endgeräte» verwalten (hier klicken). Dort können Sie die Alexa-Einstellungen ändern, so dass Sprachaufzeichnungen jeweils sofort wieder gelöscht und nicht gespeichert werden. 
  • Wenn Sie nicht mehr wollen, dass Ihr Suchverlauf gespeichert wird, können Sie bei den zuletzt angesehenen Artikeln «Browserverlauf anzeigen oder ändern» anklicken und dann auf «Ändern» und den Schalter bei «Verlauf ein/ausschalten» verschieben. Der frühere Verlauf muss manuell gelöscht werden.