K-Tipp (1/2021) – Das wissen Google & Co. über Sie
Die vier Internetgiganten sammeln viel mehr persönliche Daten, als man meint. Das zeigen die vom K-Tipp eingesehenen Daten zweier Redaktorinnen.
Ursula Sury ist Professorin für Datenschutzrecht an der Hochschule Luzern. Sie warnt: Viele Leute seien der Meinung, sie hätten nichts zu verbergen und darum von der Datensammelwut von Google & Co. nichts zu befürchten. «Sie müssen sich aber bewusst sein, dass sie einfach ihre Persönlichkeit verschenken.» Das könne zu gravierenden Problemen führen: «Die Unternehmen kategorisieren die Leute aufgrund der erhobenen Daten und ziehen teils falsche Schlüsse.» So könne es passieren, dass jemand plötzlich nicht mehr als kreditwürdig gelte. Zudem würden viele persönliche Daten verkauft – oder auf Verlangen staatlichen Behörden herausgegeben.
Amazon
Auch beim US-Internethändler Amazon umfassen die gelieferten Daten an die K-Tipp- Redaktorin mit einem Amazon-Konto mehr als 50 Ordner. Neben naheliegenden Informationen zu den bei Amazon getätigten Käufen und Suchläufen speichert die Firma aber auch weitere Informationen. Beispiele:
Amazon weiss, welche Geräte die Kundin benutzte und sogar, ob sie noch aktiv sind.
Amazon kennt sich auch bei der Lektüre der Redaktorin aus. So wird gespeichert, welche Seiten sie bei E-Books auf dem Webreader angeschaut hat: «Seiten 22–23, 33–37, 43».
Persönliche Daten geben die Kunden dem Konzern auch preis, wenn sie den in Amazon- Lautsprechern eingebauten Sprachassistenten Alexa verwenden. In der Schweiz kann die dazu nötige App noch nicht heruntergeladen werden – anders in Deutschland und Österreich. Befehle, welche die Nutzer Alexa erteilen, werden auf unbegrenzte Zeit gespeichert. Beispiel: «Today at 7.32: ‹Setze Brot auf die Einkaufsliste›». Wenig später: «Alexa, erinnere mich daran, am Freitag um 10 Uhr morgens: Frau Müller anrufen.»
Damit Alexa funktioniert, müssen die Mikrofone im Lautsprecher immer angeschaltet sein. Der Sprachassistent wird so zu einem Abhörgerät.
Aus den USA ist der Fall eines Paares bekannt, bei dem Alexa ein privates Gespräch an eine Person aus deren Handy-Kontaktliste schickte. Bekannt ist auch, dass Amazon-Angestellte teilweise Sprachaufzeichnungen schriftlich festhalten.