K-Tipp (1/2021) – Das wissen Google & Co. über Sie
Die vier Internetgiganten sammeln viel mehr persönliche Daten, als man meint. Das zeigen die vom K-Tipp eingesehenen Daten zweier Redaktorinnen.
Ursula Sury ist Professorin für Datenschutzrecht an der Hochschule Luzern. Sie warnt: Viele Leute seien der Meinung, sie hätten nichts zu verbergen und darum von der Datensammelwut von Google & Co. nichts zu befürchten. «Sie müssen sich aber bewusst sein, dass sie einfach ihre Persönlichkeit verschenken.» Das könne zu gravierenden Problemen führen: «Die Unternehmen kategorisieren die Leute aufgrund der erhobenen Daten und ziehen teils falsche Schlüsse.» So könne es passieren, dass jemand plötzlich nicht mehr als kreditwürdig gelte. Zudem würden viele persönliche Daten verkauft – oder auf Verlangen staatlichen Behörden herausgegeben.
Bei der US-Internetplattform Facebook umfasst der gelieferte Datensatz der Nutzerin 30 Ordner mit teilweise mehreren Hundert Dateien. Auch Facebook weiss vieles über die Redaktorin. Beispiele:
Facebook speichert, welche Videos die Frau anschaut und wie lange: «12.8.2020, 17.42: ‹The Stay At Home Chefs Video›. Wo du aufgehört hast: 211 Sekunden.»
Facebook weiss auch, für welche Veranstaltungen sich die Redaktorin interessiert: «24.2.2020: Island: Multivision Film- und Fotoreportage; 26.6.2020: Podium zum Tag der Frau.»
Wie Google erstellt auch Facebook eine Liste mit den Interessensgebieten der Redaktorin. Mehrere Hundert Begriffe sind aufgeführt – von «Aperitif» über «Nachhaltigkeit» bis «Zeitungen».
Die gelieferten Daten enthalten auch einen Ordner «Aktivitäten ausserhalb von Facebook». Er umfasst rund 300 Dateien, in denen Internet- oder App-Aktivitäten der Nutzerin aufgezeichnet sind, die nichts mit Facebook zu tun haben. Auf der Liste befinden sich persönliche Daten zu Spotify, Airbnb, Coop, Migros, Aldi, Lidl, Edelweiss Air, TCS, UBS, Sunrise, NZZ, «Tages-Anzeiger» und vielen weiteren mehr. Facebook weiss, wann die entsprechenden Internetseiten oder Apps aufgerufen wurden, ob die Nutzerin einen Kauf tätigte oder die Werbung anschaute.
Hintergrund: Facebook kennt diese Informationen, weil die Firmen Analysewerkzeuge nutzen, die Facebook kostenlos zur Verfügung stellt. Im Gegenzug erhält der US- Konzern Zugang zu den Daten.