Lösungsvorschlag
Der beschriebene Besuch der Stämme ist moralisch grenzwertig…
- wenn der Fokus statt auf Alltagsszenen auf speziellen Bräuchen und Ritualen liegt. Dies sind wiederum intime Momente, zu welchen die Stämme nur Zuschauer zulassen, weil sie dafür Geld kriegen.
- da die Gefahr besteht, dass den Besucherinnen und Besuchern das gezeigt wird, was diese erwarten und sehen möchten - «das Exotische» statt des Alltags.
Andererseits deutet der Reisebeschrieb darauf hin, dass den Reisenden ein relativ ausgewogenes Bild von Südäthiopien und dem Alltag der Stämme gezeigt wird (Marktbesuche, Aufenthalte in Siedlungen ausserhalb der Stammesgebiete resp. Besuche von «weniger exotischen» Stämmen wie den Borena).
Der Reiseveranstalter versucht, die Reisenden zu sensibilisieren und schreibt z.B: Beim Besuch der Dörfer sollte der Fotoapparat nicht das erste sein was die Bewohner von Ihnen sehen, sondern Ihr freundliches Gesicht. Natürlich können Sie ausgiebig fotografieren. Wir bitten aber um respektvolle Aufmerksamkeit gegenüber der jeweiligen Situation.
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Ähnlich |
Anders |
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Man interessiert sich immer noch für das Andersartige/Exotische. Das Voyeuristische. Die Assoziation mit dem Begriff des «Menschenzoos» liegt weiterhin nahe: man beobachtet und fotografiert Menschen. |
Die Menschen können selber entscheiden, ob und zu welchem Preis sowie in welchen Situationen sie sich besuchen lassen. → Sie bestimmen selber über ihre Repräsentation. Im Besten Fall verhilft ein Besuch zu einem besseren gegenseitigen Verständnis und zu mehr Empathie. |
Die Gefahr besteht, weil das Exotische weiterhin den grössten Reiz versprüht. Die Frage, ob die Besuchten sich auch ohne Touristen so kleiden und verhalten würden, ist nur schwer zu beantworten.